Interviewreihe Teil 5 - mit Rolf Dindorf
Über den Interviewpartner:
Rolf Dindorf ist Filmliebhaber, Fachmann für Demographiemanagement und die so genannten
Babyboomer am Arbeitsmarkt, darüber hinaus bloggt er auf www.generation-silberhaar.de über Themen rund um den demographischen Wandel, Generation 50+ und das
strategische Personalmanagement.
Die
Diskussion ist im vollen Gange und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass
HR, also das Personalwesen in deutschen Unternehmen derzeit maßgebliche
Probleme hat. Nicht überall aber dennoch auffällig, denn mittlerweile ist die
Diskussion sogar in den Massenmedien angekommen. Grund genug die Experten zu
Wort kommen zu lassen, denn hier werden sich sicherlich viele Interessante
Sichtweisen offenbaren und am Ende
könnte so ein differenziertes Bild entstehen.
Vielleicht ein interessante Sammlung für jeden Personaler, der es
zukünftig besser machen und auch wieder bei Unternehmensentscheidungen mitreden
will.
Lieber Rolf Dindorf, wie
erleben Sie derzeit die Personalarbeit in deutschen Unternehmen?
Der
demographische Wandel erfordert eine neue und nachhaltige Personalarbeit.
Angesichts des sinkenden Erwerbspersonenpotential und einer damit
einhergehenden Alterung der Belegschaft stehen Unternehmen und Verwaltungen vor
erheblichen Herausforderungen. In vielerlei Hinsicht wird dies die Arbeitswelt
und die Gesellschaft verändern.
Die Erfahrung
zeigt, dass in vielen HR-Köpfen ein kurzfristiges Denken vorherrscht. Um dem
Wandel erfolgreich zu trotzen braucht es aber einen langen Atem. Langfristiges
und damit einhergend strategisches Denken gehört ergänzend zur Personalarbeit.
Wer CEO’s erreichen möchte muss zukunftsweisende Konzepte entwickeln und Neues
wagen.
Welche Herausforderungen
sehen Sie in Zunkuft vermehrt für die Personalarbeit in deutschen Unternehmen?
Smoke on the
Water für viele HR-Abteilungen? Viele Unternehmen haben bisher auf eine
Altersststrukturanalyse Ihrer Belegschaft verzichtet. Es droht ein böses
Erwachen. Gefordert sind Vorstände, Führungskräfte und Personalabteilungen
rasch und engagiert zu agieren. Lebensphasenspezifische Angebote müssen
entwickelt werden. Dazu gehören Ansätze der Qualifizierung, Motivierung und des
Work-Life-Balance. Es gilt, Angebote für ältere Mitarbeiter zu entwickeln.
Vor dem
Hintergrund der demographischen Entwicklung setzen viele Unternehmen
ungebrochen auf den immer weniger werdenden Nachwuchs. Angesichts der in Rente
gehenden starken Geburtsjahrgänge wird dies bei weitem nicht reichen. Auch der
Import von ausländischen Arbeitnehmern wird die Lücke nicht schließen. Zuwanderung
allein wird das Problem der überalternden Belegschaften nicht lösen. Fraglich
bleibt, ob auch die gewünschten Facharbeiter zuwandern. Und sofern sie kommen,
wohin gehen sie? Zieht es die zugewanderten Facharbeiter wirklich in
Randgebiete der Republik?
Sinnvoller
wäre es die Rahmenbedingungen für eine familienfreundliche Umwelt im Rahmen
einer Work-Life-Balance zu entwickeln. Damit Väter und vor allem Mütter nicht
nach der Geburt den Karrieretod sterben müssen. Was hindert daran neue
Strukturen zu schaffen? Warum mangelt es an Flexibilität?
Was können Personaler tun um
diesen Herausforderungen entgegen zu treten?
Gerade vor
dem Hintergrund des demographischen Wandels bedarf es eines betrieblichen
Gesundheitsmanagements. Dabei geht es nicht nur um die Reha-Rückkehrer sondern
auch um die Prävention. Gesundheitsförderung zur Erhalt der Arbeitsfähigkeit
ist ein bedeutender Baustein in einem lebensphasenbasierten Personalkonzepts.
Arbeitsgestaltung- und organisation sind ein Eckpunkt eines
Demographiemanagements um die Produktivität und Leistungsfähigkeit zu erhalten.
Das
Miteinander im Unternehmen im Sinne einer wertschätzenden Alterskultur gehört
ebenso dazu. Die Anerkennung und Förderung von Erfahrungswissen sowie der kommunikative
Umgang im Sinne einer “Communication by fair means” fördern das psychische
Wohlbefinden.
Welche Fehler, oder
Verhaltensweisen sollten aus Ihrer Sicht in Zukunft vermieden werden?
Mittlerweile
liegt eine Flut von Studien zum Thema ältere Arbeitnehmer vor. Das Cliché vom
ineffizienten und ineffektiven Mitarbeiter ist längst widerlegt. Ebenso sollten
die übertriebenen Stereotype gegenüber der Generation Y aus den Köpfen
gestrichen werden.
Die stereotype
Selektions- und damit Einstellungskultur gilt es im Sinne einer innovativen
Personalpolitik zu überwinden. Innovationsfähigkeit durch Diversity lautet das
Motto der Zukunft. Welchen Sinn macht es geklonte Armeen im Sinne von Star Wars
in seinen Abteilungen zu unterhalten? Woher soll dann das Neue kommen?
Welche Gefahren sehen Sie
für das Personalwesen, wenn an den bestehenden Mustern festgehalten werden
sollte?
Das
Personalwesen gibt es nicht. Der Blick liegt auf den einzelnen betrieblichen
HR-Abteilungen. Da gilt der Satz von Marlon Brando „Nur wer seinen eigenen Weg
geht, kann von niemandem überholt werden.“ Die Zukunft gehört den Innovatoren.
Hand aufs Herz, welche
Daseinsberechtigung hat die Personalarbeit in Ihren Augen. Ist Sie aus Ihrer
Sicht vielleicht sogar überflüssig?
Ganz im
Gegenteil. Personalarbeit gewinnt vor dem Hintergrund der drei großen Trends
Globalisierung, demographischer Wandel und Digitalisierung noch an Bedeutung. Dies
gelingt aber nur bei konsequenter strategischer und taktischer Ausrichtung.
Durch die Veränderung der Arbeitswelt gewinnt der menschliche Faktor noch an
Bedeutung. Für HR eine große Chance und Herausforderung mit zukunftsweisenden
Ansätzen einen Bedeutungszusatz zu errreichen. Knockin’ on Heaven’s Door?
Vielen lieben
Dank, dass Sie sich die Zeit und Mühe gemacht haben, mir die Fragen zu
beantworten. Ihre Sichtweise ist ein Teil im Mosaik der Möglichkeiten und
Notwendigkeiten. Es gibt viel zu tun, packen wir es an.
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