Interviewreihe Teil 7 mit Henrik Zaborowski
Henrik Zaborowski ist Recruiting Coach und Interim Manager mit über 13 Jahren Erfahrung im HR ist er ein durchaus erfahrener Personaler mit einem überaus kritischen Blick auf die Branche und die vorherrschenden Strukturen.Henrik Zaborowski bloggt unter hzaborowski über Change HR, Recruiting, Innovationen im HR Bereich und New Work.
Die Diskussion ist im vollen Gange und es ist nicht von der
Hand zu weisen, dass HR, also das Personalwesen in deutschen Unternehmen
derzeit maßgebliche Probleme hat. Nicht überall aber dennoch auffällig, denn
mittlerweile ist die Diskussion sogar in den Massenmedien angekommen. Grund
genug die Experten zu Wort kommen zu lassen, denn hier werden sich sicherlich
viele Interessante Sichtweisen offenbaren und am Ende könnte so ein differenziertes Bild
entstehen. Vielleicht ein interessante
Sammlung für jeden Personaler, der es zukünftig besser machen und auch wieder
bei Unternehmensentscheidungen mitreden will.
Lieber Henrik Zaborowski, wie
erleben Sie derzeit die Personalarbeit in deutschen Unternehmen?
Sehr unterschiedlich. Ich erlebe Personalabteilungen, die
ganz weit vorn bei den Entwicklungen der „Branche“ dabei sind. Die meisten sind
allerdings im HR Trott der letzten 30 Jahre stecken geblieben. Aus persönlichem
Desinteresse, aus mangelnder Zeit oder Ressourcen oder weil gefühlt die
Notwendigkeit für eine Modernisierung nicht da ist.
Welche
herausforderungen sehen Sie in Zunkuft vermehrt für die Personalarbeit in
deutschen Unternehmen?
Die große Stärke von HR in Vergangenheit und Gegenwart sehe
ich nach wie vor in der Administration und dem „Kümmern“, dass die
Personalarbeit nach den gesetzlichen Vorgaben (und denen des Managements)
läuft. Prozesse werden definiert und eingehalten. Das werden aber bald nicht
mehr die dringlichsten Herausforderungen sein, denen Unternehmen sich
hinsichtlich ihres Personals stellen müssen. Wir haben in Zukunft vielmehr
Themen wie Fachkräftemangel durch den Demographischen Wandel, Neudefinition von
Talent und Talentförderung, Soziale Kompetenz in der Mitarbeiterführung und
Kollaboration auf der Agenda. Und da sehe ich HR noch gar nicht bzw. zu wenig. Denn
die neuen Themen sind keine Prozessthemen mehr, sondern vor allem eine Frage
des Menschen- und Arbeitsbildes in den Unternehmen.
Was können Personaler
tun um diesen Herausforderungen entgegen zu treten?
Eine gute Frage. HR hat ja seit Jahren das Problem, nicht
ernst genommen zu werden. Und vor allem als nicht innovativ zu gelten. Sich
jetzt hinzustellen und Fachbereichen und Management die großen Veränderungen
der Zukunft erklären zu wollen, wird schwierig. Dabei dürfte gerade bei den
Menschen in HR das Potential für die Initiierung und Begleitung dieses
Veränderungsprozesses da sein. Change Management wird ein großes Thema werden.
Aber wieder: Weniger hinsichtlich der Prozesse, sondern vor allem hinsichtlich
eines neuen Verständnisses und der Kommunikation.
Welche Fehler, oder
Verhaltensweisen sollten aus Ihrer Sicht in Zukunft vermieden werden?
Naja, das „weiter so, wir machen einfach mal die Augen zu“
darf es nicht mehr geben. Das gilt natürlich für alle Unternehmensbereichen.
Aber HR sollte ganz vorne mit dabei sein. Das heißt auch, HR muss sich
gedanklich bewegen. Sich Entwicklungen anderer Disziplinen anschauen, sich mit
Experten anderer Bereiche vernetzen. Die Frage ist nicht, „wie mache ich alles
richtig, damit niemand mit dem Finger auf mich zeigen kann“. Sondern die Frage
muss sein „Wie entwickelt sich die Arbeitswelt und wo müssen wir uns von
unseren alten, bequemen Vorstellungen verabschieden und wieder Lernende
werden?“
Welche Gefahren sehen
Sie für das Personalwesen, wenn an den bestehenden Mustern festgehalten werden
sollte?
Es gibt zwei Szenarien.
1) Viele Unternehmen werden an die Wand fahren, weil ihre
Geschäftsmodelle kippen oder ihnen aufgrund eines falschen Talent- und
Führungsverständnisses die Mitarbeiter fehlen oder weglaufen. Dann hat HR in
diesen Unternehmen ganz natürlich ein Problem.
2) Es werden andere Fachbereiche diese Trends aufgreifen,
Lösungen entwickeln und dann auch die Umsetzung verantworten. Dann bleibt HR
wieder nur Handlanger oder Zuschauer. Keine erstrebenswerte Rolle, wie ich
finde.
Hand aufs Herz, welche
Daseinsberechtigung hat die Personalarbeit in Ihren Augen. Ist Sie aus Ihrer
Sicht vielleicht sogar überflüssig?
Ich unterstütze gerade in einem großen Unternehmen als
Interim Recruiter und bekomme täglich mit, unter was für teilweise nicht
optimalen Umständen die Kollegen in der HR Admin oder PE einen sehr guten Job
machen. Die kümmern sich um Dinge, mit denen der Fachbereich auch gar nichts zu
tun haben will. Und weil viele HR Themen (rechtlich) so komplex sind, da
braucht es Profis. Von daher glaube ich nicht, dass HR überflüssig wird. Und es
gibt ja auch heute schon Unternehmen mit zum Teil exzellente Personalabteilungen,
die richtig was bewegen. Dafür braucht es zum einen die richtigen Menschen in
HR, zum anderen aber auch die volle Unterstützung des Managements. Das Problem
ist, dass diese positiven Beispiele (noch?) zu selten sind.
Wo HR an Einfluss verlieren wird (naja, meistens hatte HR
den eh nie wirklich), ist das Recruiting. Das wird immer mehr Aufgaben der
Führungskräfte bzw. aller Mitarbeiter. Zumindest bei der Besetzung von
einzelnen Jobs. Im Massenrecruiting wird HR weiterhin als Prozessgeber und
–einhalter den Hut aufhaben.
Gibt es noch weitere
Aspekte die Sie mitteilen möchten?
Nein, vielen Dank. Dann würde ich zu philosophisch werden.
Das verschieben wir mal lieber auf ein anderes Mal.
Vielen lieben Dank, dass Sie sich die Zeit und Mühe gemacht
haben, mir die Fragen zu beantworten. Ihre Sichtweise ist ein Teil im Mosaik
der Möglichkeiten und Notwendigkeiten. Es gibt viel zu tun, packen wir es an.
08uyIch bin reich geworden mit diesem programmierten gehackten programmierten Geldautomaten
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