Montag, 6. Oktober 2014

Quo Vadis – Personalwesen: Was heute schief läuft und morgen anders sein sollte



Interviewriehe Teil 1, heute mit Alex Liebetrau.

Über den Interviewpartner:

liebetrauAxel Liebetrau ist ein internationaler Thought Leader für Innovation und Zukunft, gefragter Keynote-Speaker und Entrepreneur aus Leidenschaft. Neben seinen über 25 Jahren Praxiserfahrung als Managementberater, Kolumnist und Unternehmer hat er eine fundierte akademische Ausbildung als Dipl. Betriebswirt (FH) und MBA. Er gilt als Grenzgänger und Vermittler zwischen Management und Wissenschaft. Er forscht und lehrt im Bereich Open Innovation und Corporate Foresight in den Top-Business Schools in Österreich, Schweiz und England. www.axel-liebetrau.de




Die Diskussion ist im vollen Gange und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass HR, also das Personalwesen in deutschen Unternehmen, derzeit maßgebliche Probleme hat. Nicht überall aber dennoch auffällig, denn mittlerweile ist die Diskussion sogar in den Massenmedien angekommen. Grund genug die Experten zu Wort kommen zu lassen, denn hier werden sich sicherlich viele Interessante Sichtweisen offenbaren und am  Ende könnte so ein differenziertes Bild entstehen.  Vielleicht ein interessante Sammlung für jeden Personaler, der es zukünftig besser machen und auch wieder bei Unternehmensentscheidungen mitreden will.

Lieber Axel Liebetrau, wie erleben Sie derzeit die Personalarbeit in deutschen Unternehmen?

Wissen ist die zentrale Schlüsselressource unserer modernen Ökonomie und Kreativität, Kollaboration und Kommunikation die wichtigsten Schlüsselkompetenzen der Mitarbeiter. Nahezu alle Studien und Experten belegen dies und bei den Top-Entscheidern und den Personalverantwortlichen herrscht hierzu eine breite und allgemeine Zustimmung. Dennoch sind in vielen Unternehmen die Rahmenbedingen und die Spielregeln noch oft wie bisher. Traditionelle Vorstellungen und Modelle aus der Industrieökonomie sind allgegenwärtig. Unternehmen sind klassisch in eine pyramidale Hierarchie aufgebaut, wo unten Angestellte und oben Manager stehen und unten Arbeit ausgeführt und oben Arbeit geplant wird.  

Welche herausforderungen sehen Sie in Zunkuft vermehrt für die Personalarbeit in deutschen Unternehmen?

HR Abteilungen haben die letzten Jahren einige Wachstums- und Schrumpfungsphasen der Unternehmen zu begleiten. Es ging meist darum schnell viele Mitarbeiter einzustellen oder freizustellen. Künftige Herausforderungen sind eher in der Bereitstellung von Wissen, Kreativität und Innovationen. Daher wird für das HR das Managen von Corporate Happiness und neuer Führungskulturen zentrale Herausforderungen werden! Denn nur mit den Mitarbeitern gewinnt man in kompetitiven Märkten!

Was können Personaler tun um diesen Herausforderungen entgegen zu treten?

HR-Verantwortliche sollten den  notwendigen Wandel hin zur Wissensökonomie endlich bejahen, ohne den Schmerz und die damit verbundenen Schwierigkeiten zu leugnen.

Welche Fehler, oder Verhaltensweisen sollten aus Ihrer Sicht in Zukunft vermieden werden?

In einer Wissens- und Kreativökonomie setzen sich Unternehmer immer öfter mit der Frage auseinander, wie sie ihre Mitarbeiter dauerhaft motivieren können. Klassische Bonuszahlungen und finanzielle Anreize sind weiterhin beliebt, sie bewirken allerdings immer weniger Motivationsschübe. Eine Untersuchung des Beratungsunternehmens Gallup[1] zeigt sogar, dass in etwa jeder fünfte Mitarbeiter innerlich gekündigt hat. Ein vielversprechender Lösungsansatz für diese Dilemmata scheint die Selbstmotivation durch Selbstbestimmung zu sein. Die Mitarbeiter entscheiden selbst über das Wie, Wann, Was und Wo der Arbeit. Einzige Voraussetzung: Die Arbeitsergebnisse müssen stimmen. Die Prozesse  könnten produktiver und reibungsloser werden durch die Abschaffung der Anwesenheitspflicht im Büro und bei Besprechungen. Der Schritt zu mehr Freiheiten für Mitarbeiter erfordert Mut und Gelassenheit bei möglichen Rückschlägen. Beim erfolgreichen Unternehmen von morgen ist ein hoher Freiheitsgrad der Schlüssel für Motivation, Kreativität und Innovation. 

Welche Gefahren sehen Sie für das Personalwesen, wenn an den bestehenden Mustern festgehalten werden sollte?

Die Researcher von Gartner[2] prophezeien, dass im Marketing in wenigen Jahren höhere IT-Budgets sind als in den eigentlichen IT-Abteilungen. Der Grund, das Marketing sieht sich nicht richtig von IT unterstützt und baut eigene Kompetenzen und Budgets auf. Wenn andere Abteilungen eines Unternehmens nicht mehr mit HR zufrieden sind, dann werden sie etwas Ähnliches tun und selbst HR und PE in Eigenverantwortung übernehmen. Gerade bei PE kann ich vielen Unternehmen bereits viele dezentrale Aktivitäten deutlich erkennen.

Hand aufs Herz, welche Daseinsberechtigung hat die Personalarbeit in Ihren Augen. Ist Sie aus Ihrer Sicht vielleicht sogar überflüssig?
Nein überhaupt nicht. Die Daseinsberechtigung muss man aus meiner Sicht nicht erklären. Wir müssen nur aufhören, die Zukunft von HR und PE ausschließlich anhand unserer bisherigen Erfahrung und Erinnerung zu entwickeln.
 
Vielen lieben Dank, dass Sie sich die Zeit und Mühe gemacht haben, mir die Fragen zu beantworten. Ihre Sichtweise ist ein Teil im Mosaik der Möglichkeiten und Notwendigkeiten. Es gibt viel zu tun, packen wir es an.

Möchten Sie Ihre Meinung zu dem Interview und der allgemeinen Fragestellung teilen? Hinterlassen Sie einen Kommentar oder beteiligen Sie sich an der Diskussion in der Xing Gruppe Arbeit.Zeit.Leben (Arbeit.Zeit.Leben - Quo Vadis Personalwesen)


[2] http://my.gartner.com/portal/server.pt%3Fopen%3D512%26objID%3D202%26mode%3D2%26PageID%3D5553%26ref%3Dwebinar-rss%26resId%3D1871515

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