Interviewriehe Teil 1, heute mit Alex Liebetrau.
Über den Interviewpartner:
Die Diskussion ist im vollen Gange und es ist nicht von der
Hand zu weisen, dass HR, also das Personalwesen in deutschen Unternehmen,
derzeit maßgebliche Probleme hat. Nicht überall aber dennoch auffällig, denn
mittlerweile ist die Diskussion sogar in den Massenmedien angekommen. Grund
genug die Experten zu Wort kommen zu lassen, denn hier werden sich sicherlich
viele Interessante Sichtweisen offenbaren und am Ende könnte so ein differenziertes Bild
entstehen. Vielleicht ein interessante
Sammlung für jeden Personaler, der es zukünftig besser machen und auch wieder
bei Unternehmensentscheidungen mitreden will.
Lieber Axel Liebetrau, wie
erleben Sie derzeit die Personalarbeit in deutschen Unternehmen?
Wissen ist die
zentrale Schlüsselressource unserer modernen Ökonomie und Kreativität,
Kollaboration und Kommunikation die wichtigsten Schlüsselkompetenzen der
Mitarbeiter. Nahezu alle Studien und Experten belegen dies und bei den
Top-Entscheidern und den Personalverantwortlichen herrscht hierzu eine breite
und allgemeine Zustimmung. Dennoch sind in vielen Unternehmen die
Rahmenbedingen und die Spielregeln noch oft wie bisher. Traditionelle
Vorstellungen und Modelle aus der Industrieökonomie sind allgegenwärtig.
Unternehmen sind klassisch in eine pyramidale Hierarchie aufgebaut, wo unten
Angestellte und oben Manager stehen und unten Arbeit ausgeführt und oben Arbeit
geplant wird.
Welche
herausforderungen sehen Sie in Zunkuft vermehrt für die Personalarbeit in
deutschen Unternehmen?
HR Abteilungen haben
die letzten Jahren einige Wachstums- und Schrumpfungsphasen der Unternehmen zu
begleiten. Es ging meist darum schnell viele Mitarbeiter einzustellen oder
freizustellen. Künftige Herausforderungen sind eher in der Bereitstellung von
Wissen, Kreativität und Innovationen. Daher wird für das HR das Managen von Corporate
Happiness und neuer Führungskulturen zentrale Herausforderungen werden! Denn nur
mit den Mitarbeitern gewinnt man in kompetitiven Märkten!
Was können Personaler
tun um diesen Herausforderungen entgegen zu treten?
HR-Verantwortliche sollten
den notwendigen Wandel hin zur
Wissensökonomie endlich bejahen, ohne den Schmerz und die damit verbundenen
Schwierigkeiten zu leugnen.
Welche Fehler, oder
Verhaltensweisen sollten aus Ihrer Sicht in Zukunft vermieden werden?
In einer Wissens- und
Kreativökonomie setzen sich Unternehmer immer öfter mit der Frage auseinander,
wie sie ihre Mitarbeiter dauerhaft motivieren können. Klassische Bonuszahlungen
und finanzielle Anreize sind weiterhin beliebt, sie bewirken allerdings immer
weniger Motivationsschübe. Eine Untersuchung des Beratungsunternehmens Gallup[1]
zeigt sogar, dass in etwa jeder fünfte Mitarbeiter innerlich gekündigt hat. Ein
vielversprechender Lösungsansatz für diese Dilemmata scheint die
Selbstmotivation durch Selbstbestimmung zu sein. Die Mitarbeiter entscheiden
selbst über das Wie, Wann, Was und Wo der Arbeit. Einzige Voraussetzung: Die
Arbeitsergebnisse müssen stimmen. Die Prozesse
könnten produktiver und reibungsloser werden durch die Abschaffung der Anwesenheitspflicht
im Büro und bei Besprechungen. Der Schritt zu mehr Freiheiten für Mitarbeiter
erfordert Mut und Gelassenheit bei möglichen Rückschlägen. Beim erfolgreichen Unternehmen
von morgen ist ein hoher Freiheitsgrad der Schlüssel für Motivation,
Kreativität und Innovation.
Welche Gefahren sehen
Sie für das Personalwesen, wenn an den bestehenden Mustern festgehalten werden
sollte?
Die Researcher von
Gartner[2]
prophezeien, dass im Marketing in wenigen Jahren höhere IT-Budgets sind als in
den eigentlichen IT-Abteilungen. Der Grund, das Marketing sieht sich nicht
richtig von IT unterstützt und baut eigene Kompetenzen und Budgets auf. Wenn
andere Abteilungen eines Unternehmens nicht mehr mit HR zufrieden sind, dann
werden sie etwas Ähnliches tun und selbst HR und PE in Eigenverantwortung übernehmen.
Gerade bei PE kann ich vielen Unternehmen bereits viele dezentrale Aktivitäten
deutlich erkennen.
Hand aufs Herz, welche Daseinsberechtigung hat die Personalarbeit in Ihren Augen. Ist Sie aus Ihrer Sicht vielleicht sogar überflüssig?
Nein überhaupt nicht.
Die Daseinsberechtigung muss man aus meiner Sicht nicht erklären. Wir müssen nur
aufhören, die Zukunft von HR und PE ausschließlich anhand unserer bisherigen
Erfahrung und Erinnerung zu entwickeln.
Vielen lieben Dank, dass Sie sich die Zeit und Mühe gemacht
haben, mir die Fragen zu beantworten. Ihre Sichtweise ist ein Teil im Mosaik
der Möglichkeiten und Notwendigkeiten. Es gibt viel zu tun, packen wir es an.
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[2] http://my.gartner.com/portal/server.pt%3Fopen%3D512%26objID%3D202%26mode%3D2%26PageID%3D5553%26ref%3Dwebinar-rss%26resId%3D1871515
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