Mittwoch, 14. Mai 2014

Gen Y in der Kritik – Jetzt geht es anders rum!



Was, nun kritisiert er uns? Hat er sich nicht gerade mit Herrn Eggert angelegt und gemeint, seine Äußerungen seine so nicht fair. Richtig, habe ich und ich stehe nach wie vor dazu dass ich mancherlei Kritik an uns nicht gerechtfertigt finde. Warum also nun die andere Seite? Weil es in meinen Augen gut und fair ist beide Seiten zu betrachten.  Immerhin kommt die Kritik, wenn sie denn einigermaßen konstruktiv ist, meist von gestandenen Menschen. Diese Kritik kann also nicht komplett falsch sein.


These 1: Wir sind Kinder


Was haben wir bis Dato erreicht? Gemessen an dem was eine Generation X oder die Babyboomer erreicht haben ist unser Portfolio relativ überschaubar. Sicher es gibt sie, diejenigen die mit Mitte 20 Anfang 30 schon unglaublich viel erreicht haben und erfolgreich sind. Die meisten von uns haben noch nicht wirklich viel geschafft. Ich nehme mich mal als Beispiel: Ich habe eine Ausbildung, schön doch rein vom Wert her habe ich damit vor allem einen Betrieb Geld und Zeit gekostet und mir eine Qualifikation erworben. Ich habe ein Studium,  damit habe ich vor allem die Allgemeinheit Geld gekostet denn mein Studium fand ohne Studiengebühren statt,  für diese Gebührenfreiheit bin ich damals sogar durch Gießen marschiert. Und wieder habe ich nur eine Qualifikation und Wissen erworben, produktiv für dieses Land war ich damit nicht. Jetzt stehe ich im Job, insgesamt 1 Jahr und 3 Monate lang, in dieser Zeit habe ich gemessen an der Dauer recht viel erreicht, finde ich jedenfalls. Wirklich viel Mehrwert geschaffen habe ich damit noch lange nicht. Geschweige denn das zurück gezahlt was ich an Ausbildungskosten bei Vater Staat verursacht habe. 


Wir sind Kinder im Berufsleben. Ein Einjähriger lernt gerade laufen und ich habe gerade laufen gelernt. Sind wir mal ehrlich, gemessen an 20, gar 30 Jahren Erfahrung wissen wir nichts.


These 2: Die Beweisführung liegt an uns


Wir sind unglaublich gut darin Forderungen aufzustellen. Wir möchten eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie, wir möchten Feedback, wir möchten ein Einkommen von dem es sich gut leben lässt, wir möchten dies, wir möchten das… Ich könnte unzählige Beispiele aufführen, was wir so alles möchten. Dabei müssen wir bedenken, dass all die Instrumente die uns ein glückliches Leben verheißen noch vor einigen Jahren völlig undenkbar waren. Homeoffice ist vielleicht seit 10 Jahren ein Thema, Work Life Balance? In den 80er Jahren hat diesen Begriff bestimmt noch niemand gehört. Sinnhaftigkeit der Arbeit? Mein Großvater hätte mir vielleicht zugestimmt, aber hätte er diesen Wunsch geäußert? Das ich nicht Lache! Er wollte Förster werden und nach dem Krieg hat man es ihm verweigert. Gehässigkeit des Siegers am Verlierer vielleicht, vielleicht auch mehr. Er hat dann eine Beamtenlaufbahn angestrebt, war dort sehr erfolgreich und hat am Ende eine Behörde geleitet. Sicherlich beachtlich, aber ob er in seinem Job einen Sinn sehen, gar glücklich damit sein wird, das hätte er mir am Anfang seiner Karriere bestimmt nicht sagen können. Damals ging es für ihn erstmal darum Geld zu verdienen, damit was auf den Tisch kommt.  Wir hingegen wissen doch garnicht wie es ist, etwas machen zu müssen um zu überleben. Nein, unsere Helilkoptereltern würden uns schon auffangen.

Wenn wir schon fordern, dann müssen wir auch beweisen, dass unsere Forderungen realistisch sind. Das sie einen Mehrwert bringen, unsere Wirtschaft trotz unserer Arbeitskonzepte konkurrenzfähig bleibt. Ob das zu jedermanns Vorteil ist, also auch zum Vorteil der anderen Generationen. Wir müssen unheimlich viel beweisen, das erfordert Einsatz. Ob wir am Ende mit diesem Einsatz nicht doch mehr leisten müssen als wir im Moment vordergründig wollen… Das weiß ich nicht. Jedenfalls ist es an uns, Überzeugungsarbeit für unsere Konzepte zu leisten. Und darüber hinaus müssen wir bereit sein, uns einzugestehen wenn ein Konzept nicht aufgeht, wir zu viel gewollt haben und merken: „Das klappt nicht“. Im Moment fordern wir nur… Wenn wir nur fordern ohne zu geben, ohne zu beweisen, dann sind wir ein ganz armseliger Haufen und verdienen den Respekt nicht den wir uns wünschen.


These 3: Wir müssen zuhören

Wenn uns etwas nicht schmeckt dann sind wir schnell dabei uns zu verteidigen, auch ich bei meiner Reaktion auf Herr Eggerts Ausführung. Doch die Frage ist, hat derjenige der Kritik übt da nicht auch mit ein paar Punkten recht? Wie ich eben festgestellt habe sind wir „Berufskinder“, jedes Kind lernt von den Eltern. Wie lernt man als Kind? Indem man falsche Wege beschreitet, der Griff auf die Herdplatte ist ein gängiges Beispiel hierfür. Aber auch Schelte von den Eltern gehört dazu, wenn wir uns falsch verhalten haben gab es auf den Deckel (hoffentlich nur verbal, ich verabscheue Gewalt). Wir müssen uns gemeinerweise Kritik gefallen lassen, dürfen nicht gleich dicht machen sondern müssen nach den Punkten suchen denen auch wir zustimmen können. Wir sind toll ausgebildet, haben viel gelernt. 

Dennoch gibt es viele Menschen die uns eines voraus haben und immer haben werden, bis sie irgendwann nicht mehr da sind: Lebenserfahrung. Statt jedwede Kritik abzuschmettern und zu denken „Lass den Opi/die Omi reden, der/diehat doch keine Ahnung von  der heutigen Zeit“ sollten wir uns erinnern wie Arrogant diese Haltung ist. Der Beweis hierfür ist ganz einfach, schaut euch einmal jugendliche an. Die sind allzu oft auch der Meinung sie wüssten alles besser als ihr, aber wenn ihr sie erzählen hört denkt ihr „Ach Kids, das habe ich alles schon erlebt“. Noch mal wir sind „Berufskinder“, wir brauchen „Berufseltern“. Wir müssen ja am Ende nicht alles machen was sie uns vorbeten, wir dürfen sie gerne überraschen indem wir Dinge besser machen als sie. Dennoch ist vieles was sie sagen nicht verkehrt.

6 Kommentare:

  1. Super Beitrag! Wir werden Sie auf der Personaler-Messe in Stuttgart zitieren!

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Herr Nette,

    Respekt!

    Nicht nur, weil Sie auch eine andere Sicht zulassen, sondern auch, weil Sie dies öffentlich kund tun.

    Ich glaube, wir treffen in unserer Diskussion so langsam den Kern. Nur wenn beide Generationen voneinander lernen, kann es funktionieren. Ich erlebe es selbst, dass ich manchmal von "früher" oder "damals" spreche und glaube, das ist der Stein des Weisen. Ich bin überzeugt, wenn wir die richtige Mischung aus Erfahrung, gesundem Menschenverstand und Offenheit für Neues und die Zukunft mischen, haben wir gemeinsam Erfolg!

    Und genau diese offenen Diskussionen werden das erreichen!

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Herr Nette,

    von Herrn Eggert bin ich gebeten worden, der Diskussion zu folgen. Die Standpunkte sind interessant und für mich nachvollziehbar. Die entscheidenden Punkte sind aus meiner Sicht:

    1. Demografie wird vielfach als Belastung und Risiko gesehen. Wer Demografie aber als Chance begreift, wird in einem Marktgeschehen, das uns für die mindestens die nächsten 50 Jahre begleiten wird, die "Nase vorn haben".
    2. Der faire Umgang der Generationen, das Lernen von einander, bietet die größten Erfolgsaussichten. Ich kann Herrn Eggert mit seinen Thesen gut verstehen und bewundere Herrn Nette für seine Einschätzungen. Das Beispiel "Opa Förster" kann man noch etwas ausdehnen: im 19. Jahrhundert verdoppelte sich das Wissen der Menschheit alle 100 Jahre. Aktuell verdoppelt es sich binnen 5 Jahren. Das schaffen wir nur gemeinsam, im Tandem- und Mentoren-Verfahren! Wir müssen lernen MITEINANDER zu arbeiten, nicht gegeneinander.

    Mehr Verständnis bedeutet AUCH mehr Verständnis der Jüngeren für die Älteren.

    Es liesse sich noch viel mehr theoretisieren. Lassen Sie uns in den praktischen Dialog kommen, gern auch auf der PersonalSüd 2014 nächste Woche in Stuttgart. Den Bundesverband Initiative 50Plus finden Sie in Halle 7, Stand G. 26E.

    Beste Grüße, Uwe-Matthias Müller

    AntwortenLöschen
  4. Werte Herren,

    das haut mich jetzt ja wirklich um. Also Ehrlich, ich freue mich. Ich hätte nicht mit so einer schnelle und breiten Rückmeldung gerechnet. Danke Herr Felser, für die Meldung.

    Leider werde ich nicht in Stuttgart sein können, aber evenutell in Köln zur Zukunft Personal. Ich freue mich auf den weiteren Austausch.

    Beste Grüße

    Stefan Nette

    AntwortenLöschen
  5. In Köln auf der Zuzkunft Personal wäre das super cool, wenn wir hier Nette-Eggert-Kontroverse live fortsetzen könnten. Bis dahin aber nicht eigene Meinung aufweichen, muss schön kontroversbleiben ;-)

    AntwortenLöschen
  6. Wäre auf jeden Fall eine interessante Sache, ich werde zusehen, dass ich dabei sein kann :)

    AntwortenLöschen