Soeben habe ich diesen Artikel von Herrn
Thomas Eggert, einem Kollegen aus der Personalwirtschaft, in der Huffington
Post entdeckt. Ich möchte mit meinem Beitrag Stellung nehmen zu seinen
Äußerungen, denn ich möchte diese nicht unkommentiert stehen lassen.
Zunächst einmal möchte ich Herrn Eggert
jedoch in einem Recht geben, was medial so alles über meine Generation geäußert wird ist teils hanebüchen, an den Haaren herbeigezogen und das Thema
wird zugegebenermaßen viel zu wenig differenziert.
Zitat 1: „Denn
neben den ganzen Feststellungen um die Generation Y und deren
"Bauchgepinsel" lese ich auf anderer Seite, dass die
"Älteren" nun immer mehr arbeiten müssen und wir Babyboomer uns nicht
auf den hoffentlich wohlverdienten Ruhestand freuen dürfen, sondern bis 67 oder
70 arbeiten sollen. Gerade dazu passend habe ich heute in der Zeit gelesen,
dass Daimler die älteren Mitarbeiter zurückholt.
Wenn wir uns
das mal ganz polemisch anschauen, ist die Schlussfolgerung klar: Die Babybommer
müssen länger schuften damit die Generation Y chillen kann.“
Das empfinde ich tatsächlich als hochgradig
polemisch, nicht nur da das Renteneintrittsalter voraussichtlich noch höher
liegen wird für unsere Generation. Auch weil wir eben garnicht mehr auf den
Generationenvertrag bauen können. Im Gegensatz zu den Babyboomern können wir
unsere staatliche Rente getrost abschreiben, haben aber gefälligst einzuzahlen.
Vielmehr noch ist es anmaßend zu behaupten wir würden chillen. Das Unternehmen,
in dem ich Personalarbeit leiste besteht zu einem überwiegenden Teil aus
Mitgliedern der Generation Y. Ebendiese Kollegen machen einen hervorragenden
Job und nur weil sie einen gerechtfertigten Anspruch auf ein Leben neben dem
Job hegen sind sie weder faul, noch am Dauerchillen. Ihre Generation ist gegen
das Establishment auf die Straße gegangen. Nein nicht alle, sondern das
Bildungsbürgertum, ebenjene die es sich
leisten konnten (Genau wie bei uns, denn die Gen Y ist nichts anderes). Eine ähnliche Entwicklung haben wir auch bei unseren
Bestrebungen die Arbeitswelt zu verändern, wir versuchen etwas zu verändern und
machen das mit den Mitteln die wir für sinnig halten. Anstatt mit derart
polemischen äußerungen Furore zu machen, würde ich mich freuen, wenn ein
Diskurs stattfinden würde an dessen Ende ein Konsenz zwischen Babyboomern und
Gen Y stehen könnte. Denn am Ende des Tages müssen wir zusammenarbeiten und ich
möchte das sogar, ich bin Fan des Generationenmixes und bin gottfroh wenn
ein älterer Kollege seine Erfahrung und sein Wissen mit mir teilt.
Zitat 2: „Hätte man mich vor 30
Jahren gefragt, als ich ins Berufsleben eingestiegen bin - ich habe mir auch
wenig Arbeit, ein tolles Umfeld, viel Spaß und genügend Geld gewünscht. Aber
wie gesagt, damals hat mich niemand gefragt. Und womit wird dann diese neue
Generation verglichen?“
Ich glaube,
dass die wenigsten aus meiner Generation gefragt werden, wie sie denn arbeiten
möchten. Man tritt in ein Unternehmen ein und hat sich nach den dort
vorherrschenden Gegebenheiten zu richten. Ich habe das seltene Glück, dass ich
aus meiner Position heraus nun aktiv an der Ausrichtung und den
Mitarbeiterbindungsinstrumenten unseres Unternehmens mitwirken kann. Ein Gros
meiner Altersgenossen hat dieses Glück nicht. Vielmehr werden von
Unternehmensseite viel zu oft Stereotypen aufgestellt, wie wir denn so seinen. Ob
man sich dabei wirklich die Mühe macht mit uns in einen Austausch zu treten um
selbst zu erfahren wie wir denn so sind, ich glaube in vielen Fällen nicht. Der
Unterschied liegt schlichtweg da, dass wir uns gewisse Gegebenheiten im
Berufsleben eben nicht so ohne weiteres gefallen lassen möchten. Ein guter Teil unserer
Generation war schon zu Schulzeiten absolut vertraut mit dem Gedanken im Leben
für verschiedene Arbeitgeber arbeiten zu müssen. Wir haben also schon in sehr
jungen Jahren den Gedanken an den „einen Job“ bis zur Rente abgelegt. Was
daraus resultiert ist, dass wir einen Arbeitgeber verlassen wenn es uns dort
nicht gefällt. Das Wissen um die Demographie und eine Verknappung der
Arbeitskraft tut ihr übriges, wir sorgen uns nicht sonderlich um
Arbeitslosigkeit, wir finden einen Weg. Die vielgewünschte Flexibilität könnte
für weniger gute Arbeitgeber ein wirkliches Problem werden, aber das wollte
Ihre Generation ja so von uns. Das ist unsere Art von Protest und unser Weg
Druck auszuüben, in gewisser Weise ist das Darvinismus in Reinkultur. Wer
bereit ist einen überdurchschnittlichen Arbeitsplatz zu bieten wird auch in
Zukunft gut gebildete, engagierte Mitarbeiter haben. Wir sind nicht faul, das sagt man uns nur
nach. Wir haben schlicht eine andere Art zu arbeiten und möchten dass unser
Leben mehr zu bieten hat als Arbeit. Ich glaube, dass ich mich während meiner
Freizeit in diesem Blog mit durchaus fachrelevanten Themen auseinandersetze
könnte ein dezenter Hinweis in diese Richtung sein.
Denn wenn alle nur noch chillen - wer
macht dann die Arbeit - oder gibt es die in der neuen Welt 4.0 auch nicht mehr?
Wenn ich mir
ansehe, wie die Entwicklung der letzten 100 Jahre immer mehr Automatisierung hervorbrachte
habe ich tatsächlich meine Zweifel, dass es in der „Welt 4.0“ noch das ausmaß
an Arbeit geben wird wie wir es heute kennen. Fangen wir doch mal bei Henry Ford
und seiner Produktionsstraße an, mehr Autos, weniger Arbeitskräfte, mehr
effizienz. Mittlerweile baut Siemens komplett autonome Produktionsstraßen, weltweit
wird mit fast erschreckender Geschwindigkeit an der Robotik geforscht.
Weiterhin wird erforscht wie Lebensmittel im Labor gezüchtet werden können,
z.B. Fleisch. Auch hier könnte also der Zuchtprozess völlig autonom von statten
gehen (zugegebenermaßen weiß ich nicht ob das wirklich so erstrebenswert ist,
ich finde es schon etwas eklig). Nährlösung drauf, Roboter ernten und ein
autonom fahrender Laster liefert das ganze an den Distributor. Von der Miniproduktionsanlage namens
3D-Drucker, der warscheinlich in 10 Jahren in jedem Haus steht möchte ich
garnicht sprechen.
Also - hört endlich auf, dieses
Generationenthema so pauschal zu diskutieren. Es geht um das Individuum und
nicht um Massenbewegungen. Und gebt den Babyboomern die Möglichkeit, auch etwas
Freizeit zu bekommen und der Generation Y die Möglichkeit, mit Leidenschaft und
Überzeugungskraft einen Job zu erledigen, der Sie fordert und fördert.
Ich stimme Ihnen zu, aber auch die Freiheit muss man sich
nehmen. Sie haben die Möglichkeit zu sagen „Bis hierhin und nicht weiter“. Sie
glauben garnicht wie viele unzählige Gespräche ich mit meiner Mutter geführt
habe, bis sie selbst gemerkt hat, dass ihr Einsatz von Arbeitgeberseite nicht gedankt wird. Mittlerweile ist sie
endlich davon abgekommen sich für Ihren Arbeitgeber krumm zu legen, obwohl sie sicherlich nach wie vor verantwortungsbewusst einen guten Job macht. Alles
in allem habe ich das Gefühl, sie ist heute wesentlich zufriedener. Wir können
viel von Ihrer Generation lernen, seien sie offen auch von uns zu lernen. Ich denke wir sind wesentlich aufgeschlossener für einen Austausch als viele Babyboomer
von uns glauben.
Hallo Herr Nette,
AntwortenLöschenvielen Dank für Ihre Anmerkungen, die ich mit Interesse gelesen habe. Sie finden meine Antworten hier: http://wp.me/p4hybb-8N
Viele Grüße
Thomas Eggert