Ich hätte offen gesagt nicht damit gerechnet, doch ich muss
anerkennend merken, dass Thomas Eggert meine
Äußerungen aufgenommen und seinerseits eine Diskussion eröffnet hat. Dafür
an dieser Stelle schon mal vielen Dank. Es freut mich, wenn wir zumindest in
unserer kleinen Welt etwas bewegen können. Und Sie wissen ja. „Der Flügelschlag
eines Schmetterlings….“.
Zu meinem
1 Statement schreibt Herr Eggert: Natürlich war das extrem polemisch, ich habe aber auch leider die
Erfahrung gemacht, dass nur durch solche Äusserungen sich auch endlich mal
jemand (wie zum Beispiel Sie) die Arbeit macht, und reagiert. Dennoch wollte
ich in kleinster Weise behaupten, dass die Gen Y faul ist. Ich glaube, dass
sich das durch alle Generationen durchzieht, da gibt es solche und solche. Ich
rege mich vielmehr über diesen, aus meiner Sicht übertriebenen, Umgang mit dem
Thema Gen Y auf. Da verdienen Heerscharen an Beratern damit Geld, damit Sie der
einen Generation erklären wie die andere tickt. Und man bekommt wirklich das
Gefühl, dass eine Firma nur noch bestehen kann, wenn Sie den höchstmöglichen
Freizeitwert bietet. Ich bin da ganz bei Ihnen, die Arbeitswelt muss sich
verändern, aber es kann auch nicht sein, dass sich alles nach einer scheinbar
komplett anderen Generation richten muss und alle bisherigen Werte nichts mehr
wert sind.
Na gut, wir sind uns einig, dass eine ordentliche Portion Polemik in der
Äußerung lag und zugegebenermaßen bin ich auch ein Freund gekonnt eingesetzter
Übertreibung um den Kern der Sache zu treffen. Leider Impliziert für mich der
Titel ihres Artikels eben genau das, die Babyboomer arbeiten wie blöd und die
Gen Y faulenzt. Vielleicht sollten wir zunächst einmal abgrenzen was chillen
denn in unserem Jargon so bedeutet. Der Duden führt den Begriff seit 2004 und
gibt ihm folgende Bedeutung: sich erholen, entspannen, sich abregen (Duden Begriffsdefinition: Chillen). Eigentlich
ist das fast noch zu lasch ausgedrückt, denn chillen bedeutet in meiner
Wahrnehmung nichts tun, z.B. auf die Frage was machst du grade „Ich chill‘ auf
der Couch“. Es handelt sich hierbei also wirklich um entspanntes Nichtstun.
Insofern lassen Sie den Anschein entstehen wir wären faul, während Sie die
Arbeit erledigen hängen wir rum und tun nichts. Ich denke mal, Sie verstehen
nun wie meine Schlussfolgerung und auch meine Empörung entstand.
Es ist extrem traurig, dass
diese Heerscharen an Beratern überhaupt Geld damit verdienen können. (Hier mein
Tipp an alle Unternehmer, fragen Sie uns. Man sagt uns nicht umsonst nach dass
wir offen sind und eine Kommunikation auf Augenhöhe anstreben. Hat man den Mut
ein paar Mitarbeiter aus meiner Generation zu fragen wird sich schon ein relativ
differenziertes Bild ergeben). Ich möchte aber auch darauf verweisen, dass es
einige Experten gibt die durchaus Ahnung haben. Da ich hier keine Werbung machen
möchte sage ich einfach mal: Ein gutes Beispiel ist eine Bloggerin die auch in meinen
Verlinkungen zu finden ist. ;)
Ich finde es auch nicht richtig,
wenn Ihre Generation das Gefühl bekommt, Ihre Werte würden nicht mehr zählen.
Das kann und soll nicht sein. Sie haben deutlich mehr Lebenserfahrung als wir
haben können, das liegt in der Natur der Sache. Insofern stehen Ihre Werte auf
einem wesentlich breiteren Fundament. Wir können von diesen Werten lernen, auch
lernen unsere eigenen Werte realistischer zu betrachten ohne dabei zu vergessen
für was wir einstehen. Zumal ich glaube, dass uns Werte wie Empathie sehr wichtig
sind. Wenn wir uns zur Empathie als Grundpfeiler unseres Handelns bekennen,
dürfen wir diese nicht nur für uns beanspruchen. Also appelliere ich an meine
Generation, fragen Sie auch andere Generationen nach Ihren Wünschen! Es wäre
schön, wenn Sie Herr Eggert noch einmal expliziter auf Ihre eigenen Wünsche eingingen,
also einfach mal im Rundumschlag.
Zu meinem 2. Statement schreibt Herr Eggert: Nochmal: Ich habe nie
behauptet und glaube auch nicht, dass Ihre Generation faul ist (da haben Sie
einen wunden Punkt bei mir gefunden :D).
Wenn Sie meinen Beitrag so empfinden, dann ist da scheinbar etwas falsch rüber
gekommen. Ich bin nun seit 30 Jahren sowohl als Personalleiter und auch als
Geschäftsführer unterschiedlicher Unternehmen der Meinung, dass es nicht “den”
Führungsstil oder “den” Mitarbeiter gibt. Ich bin überzeugt, dass es genügend
Babyboomer gibt, die in das Gen Y “Schema” passen und anders herum. Denn was
kommt nach der Gen Y (ausser Z)? Ich bin bis jetzt am besten damit gefahren,
individuell und mit einem pragmatischen Ansatz und
gesunden Menschenverstand mit den Menschen zu arbeiten. Und ich
glaube, das ist mir bis jetzt ganz gut gelungen. Seien Sie froh, dass Sie in
Ihrem Job so gut unterwegs sind und die Möglichkeiten haben, Ihre Ideen
umzusetzen. Ich persönlich habe auch diese Möglichkeiten und kann mir
überlegen, ob ich am Wochenende noch einen Blog schreibe oder nicht – und ich
geniesse meine Freiheit. Aber das hat doch nichts mit der Generation zu tun,
sondern was man aus seiner Situation macht. Und was machen die vielen tausend
Mitarbeiter in Unternehmen wie Siemens oder Daimler oder…
OK, die Thematik mit der Faulheit habe ich hoffentlich hinreichend
erläutert. Es ist richtig, es gibt nicht den Führungsstil oder die Genration
XYZ. Letztlich sind wir, die hier als Gen Y propagiert wird nur ein Bruchteil
unserer gesamten Generation. Ich stelle jetzt einfach mal die These in den
Raum, dass es sich bei der Generation Y, die gerade so breit diskutiert wird um
die stark Bildungslastigen, priviligierte Mittel- bis Oberschicht dreht. Ich bin
mir nicht sicher ob ich mich mit der Thematik überhaupt hätte auseinandersetzen
können, wenn ich eine andere Sozialisation erfahren hätte. Die Generation Z
selbst ist ja für viele noch eine große Unbekannte, mehr als Mutmaßungen
bestehen da noch nicht. Man vermutet jedenfalls dass es eine Stark auf
Nachhaltigkeit und Erhaltung der Welt ausgerichtete Generation sein wird, man
darf gespannt sein. Was danach kommt… ich denke wir werden es erleben und vielleicht
stehe ich dann an Ihrer Stelle und übe Kritik.
Das ganze Thema soll ja nicht über das Individuum hinweg täuschen,
jedenfalls aus meiner Sicht. Ich möchte vielmehr aufzeigen, wie man mit uns
umgehen kann und wie ich es mir wünschen würde. Dennoch sollte man immer offen
sein in den Austausch mit einzelnen Individuen zu treten. Was für mich die
Eierlegende Wollmilchsau ist, mag für einen Altersgenossen bestenfalls ganz
nett sein.
Ich bin wirklich in einer angenehmen Situation und bin dafür Dankbar,
ich hoffe mit meinem tun auch etwas für meine Mitmenschen bewegen zu können.
Weiterhin hoffe ich dass sich aus den Bestreben der Gen Y wirklich etwas für
ebendiese Menschen bei Siemens oder Daimler machen lässt. Es ist nicht so, dass
ich (und hoffentlich meine gesamte Generation) das alles nur egomanisch für mich tue.
Zu meinem 3. Statement schreibt Herr Eggert: Naja, hier glaube ich,
dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegen wird. Das von Ihnen dargestellt
Szenario werden wie beide vermutlich nicht mehr erleben – vielleicht hoffe ich
das sogar. Ich meinte aber schon auch, dass es nicht nur um die Arbeit an sich
geht, sondern auch um gewisse Werte. Sie schreiben am Anfang, dass Sie in einer
Generation aufgewachsen sind, die nicht in dem Unternehmen in Rente geht, bei
dem sie einmal angefangen haben. Das kann ich sehr gut verstehen (ich habe auch
schon einige Wechsel hinter mir), ich glaube aber auch hier, dass das richtige
Mass gefunden werden muss. Denn wenn Sie nicht eine gewisse Kontinuität in
Unternehmen bekommen, wo bleibt dann die Kultur im Unternehmen und die
beständige Entwicklung von Produkten, Dienstleistungen etc.? Ich war
bisher immer in Dienstleistungsunternehmen unterwegs und da spielt nun einmal
eine persönliche Kundenbeziehung noch eine starke Rolle. Und auch
wenn ich mittlerweile die meisten Sachen online bestelle, freue ich mich, wenn
ich in ein Geschäft komme, in dem man mich kennt, weiss was ich will und wie
man auf meine Wünsche eingeht. Das erreichen Sie nunmal nur durch
eine gewissen Beständigkeit.
Natürlich wird die Warheit irgendwo dazwischen liegen. Ich bin mir
jedoch nicht so sicher ob wir dieses Szenario in mehr oder weniger starker
Ausprägung nicht mehr erleben werden. Ich befürchte sogar wir werden es, ich
werde es auf jeden Fall. Sollte es anders kommen, gut, ich bin ja nicht mal
ansatzweise unfehlbar.
Mir geht es überhaupt nicht so sehr darum, ob wir nun die Chance haben und
ergreifen in einem Unternehmen alt zu werden. Das schlechteste ist das ja nicht,
jegliche Beziehung basiert auf gemeinsamen Werten, gemeinsam geschaffenem und
einer gewachsenen Verbundenheit. Wenn ich dieses Glück haben darf, dann warum
nicht. Aber wir sind groß geworden und uns wurde immer eingeimpft „Ihr werdet
flexibel sein müssen“, „Ihr werdet sicher nicht mehr, wie wir, nur einen Job
haben“. Und Natürlich braucht es eine
gewisse Beständigkeit. insbesondere wenn ich von fluiden Unternehmen lese wird
mir persönlich speiübel. ich möchte keine On/Off-Beziehung mit einem
Unternehmen führen in der ich immer auf Abruf bereit stehen soll, das
Unternehmen mir aber nicht die Abrufmöglichkeit bietet, sollte mir mal das
Wasser bis zum Hals stehen und ich schnell bares benötigen. Natürlich freue ich
mich ebenso wenn ich in den Klamottenladen meines Vertrauens komme und am Ende
noch ein paar Schuhe zum Einkaufspreis erstehen kann, einfach weil man sich
kennt und der Inhaber mir das letzte vorrätige Paar in die Hand drückt mit dem
dezenten Hinweis „Die sind gut gegangen, ich gebe Sie dir für 50 statt 70€“.
Vielen Dank an dieser Stelle an Thomas Bingel von Downtown in Gießen. :)
Zu meinem 4.
Statement schreibt Herr Eggert: Dem kann und will ich nichts hinzufügen! Ich persönlich glaube daran,
dass Sie viel aufgeschlossener sind – ansonsten sind wir wieder mal bei
den Pauschalierenden. Lassen Sie uns im Dialog bleiben!
Das freut mich aufrichtig. Nach
Ihren Äußerungen weiß ich im Gegenzug dass Sie auch nur einen Konsens herbeiführen
möchten, etwas was ich im ersten Moment nicht für möglich gehalten habe. Jetzt
glaube ich, dass auch Sie ein offener Mensch sind mit dem ein konstruktiver
Austausch sinnvoll ist. Ich bin mir sicher, von Ihnen noch das ein oder andere
Lernen zu können. Wir bleiben im Dialog!!
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